Der Ruf nach einem Schwabengrafen
Die Petition der Banater Schwaben an den Kaiser 1849 - erste politische Willensäußerung der Banater Schwaben
Viele namhaften Landsleute und Schriftsteller haben sich ausführlich mit dieser Petition befaßt. Und dennoch harrt eine Reihe von Einzelfragen einer Beantwortung. Ich darf Sie aber versichern, daß ich mich mit dem Text und Inhalt dieses Schriftstückes nicht befassen werde, sondern vielmehr mit den Begleitumständen, wie dieses Dokument entstanden ist und am Wiener Hof gelandet ist. Bitte, nicht beim Kaiser!
(Die Schwaben verlangten in der Petitionen, ihre Angelegenheiten im Bereich der Verwaltung und Rechtsprechung, ähnlich des Siebenbürger Sachsengrafen, unter der Leitung eines „Schwabengrafen“ in deutscher Sprache besorgen zu dürfen)
Denn bekanntlich stürmten bereits am 13. März 1848 die Aufständischen unter der Führung von Wiener Studenten die Hofburg und verlangten Mitbestimmung in der Regierung und die Abschaffung des Absolutismus. Kaiser Ferdinand I. verließ Wien und floh mit seinem Hof nach Innsbruck.
Am 2. August 1848 kehrte er wieder nach Wien zurück um am 6. Oktober nach Kremsier an der March in Mähren auf ein Gut des Feldmarschalls Fürst zu Windisch-Grätz zu fliehen.
Am 2. Dezember 1848 verzichtete Kaiser Ferdinand I. in Kremsier zugunsten seines Neffen Franz Joseph auf den Thron und Kaiser Franz Joseph der I. von Österreich übernahm die Regierung. Also nicht in Wien, sondern in seinem Asyl als Asylant ohne viel Zeremonie und Feierlichkeiten. Der junge 18-jährige Kaiser ließ den Reichstag aus Wien nach Kremsier verlegen. Und hier in Kremsier befand er sich auch noch im Oktober 1849, als der Abgesandte der Banater Schwaben mit der Bittschrift in Wien eintraf. Soviel zur Vorgeschichte.
Das Geschehen auf dem Schlachtfeld
Am 9. August 1849 fand nach 107-tägiger Belagerung der Stadt und Festung Temeswar die alles entscheidende Schlacht zwischen dem kaiserlichen Heer und den Aufständischen in Ungarn bei Neubeschenowa statt. Der ungarische Aufstand war zusammengebrochen.
Am 13. August 1849 hatten sich die ungarischen Truppen unter ihrem Oberbefehlshaber Görgeis bei Vilagosch dem russischen Feldherrn Paskievitsch bedingungslos übergeben. Die Ungarn kapitulierten also nicht vor dem kaiserlichen Heer sondern, vor den zu Hilfe gerufenen russischen Truppen.
Damit war der Stolz und die Ehre Österreichs und die des Generalstabes schwerstens getroffen.
Die Entstehung der Bittschrift an den Kaiser - Volksversammlung in Billed 1849
Genau jetzt, als der letzte ungarische Soldat seine Waffen an die Russen abgeliefert hatte und Kossuth, der ungarische Nationalheld, mit seiner Regierung über die Donau in die Türkei geflüchtet war, verfaßte Pfarrer Josef Novak in Bogarosch seine Bittschrift an den Kaiser.
Für den 2. Oktober 1849 ließ er eine Volksversammlung nach Billed einberufen. Seine nach Billed mitgebrachte Petition ließ er von 31 Personen, Bürgermeistern und Geschworenen aus 13 Banater Gemeinden, unterschreiben.
Beim Kaiser in Wien brauchte Pfarrer Novak auch eine VoIImacht. Diese wurde vom Billeder Notar August Grüner ausgestellt und mit dem Billeder Gemeindesiegel sowie mit seiner Unterschrift gefertigt. Diese Vollmacht wurde von weiteren 133 Vertretern aus 30 Ortschaften in Billed bei der Volksversammlung unterzeichnet. Damit stand Pfarrer Novak nichts mehr im Wege, die Reise nach Wien, zum Kaiser, anzutreten.
Hier nun die Namen der einzelnen Ortschaften und die Anzahl der Personen, die sowohl die Bittschrift als auch die Vollmacht unterzeichnet haben: Gyertyamos 3 Personen, Großjetscha 2, Hatzfeld 3, Grabacz 2, Lovrin 2, Billed 2, Klein-Jecsa 3, Nakofalva 2, Csatad (heute Lenauheim) 3, Bogaros 3, Gottlob 2, Sandorhaza 2, Ostern 2 (darunter waren 1 Bürgermeister, 13 Richter und 17 Geschworene).
Die Vollmacht wurde von weiteren 133 Personen aus folgenden 30 Gemeinden unterschrieben. Ostern 5 Personen, Groß-Jecsa 6, Billed 10, Deutsch-Bentschek 5, Sackelhausen 6, Banat Comlosch 2, Csatad 10, Grabatz 7, Mastort 10, Heufeld 4, Visesdia 3, Nakofa-Iva 2, Orzidorf 3, Neubeschenowa 4, Lovrin 7, Gyertyamos 5, St. Hubert 6, Hatzfeld 4, Soltour 2, Charleville 2, Gottlob 4, Csesztelek 2, Deutsch Sankt Michael 3, Jarmatha 3, Bruckenau 4, Mercydorf 3, Freidorf 3, Klein-Jecsa 3, Bogaros 3, Sandorhaza 2.
Bereits im Jahre 1977 ist es mir gelungen, im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien den Zeitpunkt der Übergabe der Petition zu ermitteln. Es war der 29. Oktober 1849 „Im Meritorischer Intex 1849“ unter dem Buchstaben B = „Banater Deutsche Nation“ ist die folgende Eintragung zu lesen. DatumExibitionis-29.10.1849; Norus Exihitionis - 12786;
Durch die Eintragung Bittschrift im „Meritorischer Intex 1849“ ist mit Sicherheit der Nachweis erbracht, daß die Einreichung und Übergabe im „Controllorgang“ der Wiener Hofburg erfolgte. Dieser Gang, der sich im Leopoldinischen Trakt befindet und in Halbgeschoßhöhe den Schweizerhof mit dem Amalientrakt verbindet, gehörte dem Volke. In ihm warteten die Bittsteller in Geduld und Vertrauen, oft mehrere Stunden lang, bis sie von ihrem Kaiser empfangen wurden.
Die Stiege, die zu diesem „Controllorgang“ führte, heißt heute noch im Volksmund die Bettlerstiege, und sie befindet sich beim Michaelertor.
Im Schweizerhof war die Schweizergarde untergebracht, die den Kaiser beschützen und bewachen mußte wie im Vatikan, beim Papstpalast, noch heute die Schweizergarde den Papst bewacht.
Übergabe der Petition am Wiener Hof
Die Sprechtage beim Kaiser fanden nur zweimal in der Woche statt. Daher auch die lange Wartezeit bis zum 29. Oktober. Das ergibt 27 Tage oder 4 Wochen nach der Volksversammlung in Billed.
Man muß sich einmal vorstellen, wie es diesem Manne zumute war, als er am Hof in Wien erfahren mußte, daß er sich mit seiner Bittschrift zunächst auf der Bettlerstiege um einen Termin anstellen mußte, um dann Wochen später diese in Abwesenheit des Kaisers dessen Stellvertreter zu übergeben.
Im Innenministerium erhielt der Akt die Aktenzahl 7781, unter der er auch im Jahre 1907, also 58 Jahre später, von dem Historiker Heinrich Friedjung wieder entdeckt wurde. In seinem Buch „Osterreich von 1848 bis 1860“ hat er auf Seite 424 die Petition an den Kaiser erwähnt. Im Jahre 1913 berichtet Adam Müller-Guttenbrunn in der Wochenschrift „Deutsch Österreich“, Jahrgang 1, Heft 10, auf Seite 295 ausführlich über dieses Schriftstück.
Mit der Übergabe der ersten Petition am Hof in Wien war der Fall für Pfarrer Novak aber noch nicht erledigt! Am 8. November 1849, also nur 10 Tage nach der Übergabe der Petition in Wien, verfaßte er ein zweites Majestätsgesuch, in dem er ausdrücklich „Carl von Arizi“ als Führer der Banater Deutschen vorgeschlagen hat, es ist also ungemein wichtig, daß in der zweiten Petition der Name jenes Mannes erscheint, den Pfarrer Novak für das Amt des „Schwaben Grafen” ausersehen hatte.
Bis zum Jahre 1933 wußte man nur, daß Novak und die unterzeichneten Vertrauensmänner der einzelnen deutschen Gemeinden einen deutschen Grafen als ihr Oberhaupt verlangten. Im Jahre 1933, also 84 Jahre später, entdeckte unser Billeder Landsmann Hans Pierre das zweite Majestätsgesuch in Großjetscha, wo es in einem Aktenbündel abgelegt war.
Der Name „Carl von Arizi“ stellt die Geschichte der Schwabenpetition an den Kaiser in ein vollkommen neues Licht.
Bekanntlich war Groß-Betschkerek damals Sitz des Obergespannes vom Torontaler Komitat. Im Jahre 1849, also genau in jener Zeit als Pfarrer Novak die Bittschrift an den Kaiser in Bogarosch verfaßte, war Arizi kaiserlicher Kommissär in Groß-Betschkerek! Nur er war befugt und berechtigt eine Volksversammlung für den 2. Oktober nach Billed einzuberufen, und nicht der Pfarrer von Bogarosch!
Aus dieser Tatsache heraus nahmen auch nur die Vertreter der deutschen Gemeinden aus dem Torontaler Komitat an dieser Volksversammlung teil! Arizi war nicht berechtigt die Deutschen aus Temeswar, Werschetz, Weißkirchen, Lugosch, Karansebesch usw. nach Billed zur Volksversammlung einzuladen!
Der Pfarrer Szentklaray urteilt über Arizi anders als die Deutschen und Pfarrer Novak in seiner zweiten Bittschrift an den Kaiser; er schrieb u.a.: „...Der böse Geist Arizis spukte noch lange in Südungarn herum.
Infolge seiner vornehmen Stellung und seines persönlichen Einflusses konnte er die Zuneigung des deutschen Volkes auf dem Lande gewinnen. Er machte in jenen traurigen Zeiten Tschatad zum Herd des österreichischen Geistes und der ungarnfeindlichen Tendenzen.
Wojwodschaft Serbien und Temescher Banat
Durch das am 18. November erschienene kaiserliche Patent wurde die zweite Petition an den Kaiser aber gegenstandslos. Aus den vier südungarischen Komitaten Bacs-Bodrog, Torontal, Temes und Krasso wie ausTeilen des Syrmier Komitats wurde ein eigenes Verwaltungsgebiet, die Wojwodschaft Serbien und Temescher Banat gebildet.
Die Regierung in Wien lehnte es ab, eine eigene große südslawische oder illyrische Provinz zu errichten. Aus diesem Grunde wurde die „Wojwodschaft Serbien und Temescher Banat“ auch nicht in den Rang eines Kronlandes erhoben und blieb immer nur ein Verwaltungsgebiet des Reiches. Kaiser Franz Joseph nahm den Titel eines Großwojwoden über dieses neugeschaffene Gebiet an.
Als der Banus Jellacic von Kroatien her im Banat einrückte, setzte er überall serbische Beamte ein und nahm an, das neue Gebiet werde ihm unterstehen wie Kroatien und die Militärgrenze. Dann wäre er kaiserlicher Statthalter gewesen.
Da stieß er sofort mit Haynau zusammen, der im Banat wie in ganz Ungarn kommandierender General war und von diesen Plänen nichts wissen wollte. Bei einer Zusammenkunft in Temeswar gerieten sie in heftigen Streit; Österreich besitze eine deutsche Regierung, so erklärte Haynau, und alles müsse auch hier im Banat auf deutschem Fuße eingerichtet werden. Jelacic verlangte Aufhebung des Belagerungszustandes, eine bürgerliche Administration unter seiner eigenen Oberleitung.
Die Regierung in Wien entschied anders. Als erster Statthalter im Temescher Banat wurde General und Freiherr Ferdinand Mayerhoffer von Grünbühel vom Kaiser eingesetzt, der über Deutsche, Rumänen, Serben und Ungarn zu regieren hatte. Sein Nachfolger war General Graf Coronini (ab 31.12.1849).
Für die Deutschen im Banat waren glückliche Zeilen angebrochen. Fast alle deutschen Gemeinden verfügten über deutsche Volksschulen, und in allen deutschen Gemeinden wurde Deutsch als Amtssprache gebraucht. Es gab deutsche Mittelschulen und Lehrerbildungsanstalten. Auch der wirtschaftliche Aufschwung in dieser Zeit war sehr groß.
Mit Wirkung vom 1.Jänner 1861 wurde die Wojwodschaft Serbien und Temescher Banat aufgelöst. Laut „Temesvarer Zeitung“ hatte Temesvar kaum jemals ein schöneres Neujahr als im Jahre 1861. General Freiherr Mayerhoffer von Grünbühel war Wiener und sein Nachfolger General Graf von Coronini-Cronberg kam aus Görz.
Graf Carl von Arizi und das Banat
Nach meinen eigenen, im Hofkammerarchiv in Wien angestellten Forschungen konnte ich feststellen, daß die Familie Arizi aus Brescia, in Italien, mit anderen italienischen Reisbau- und Seidenraupenexperten ins Banat eingewandert ist.
Paul und Karl von Arizi bewarben sich im April 1801 um das Prädium Topolia im südlichen Banat. Carl wurde 1804 als Sohn des Karl von Arizi und der Theresia Schulz bereits im Banat geboren. Er studierte Philosophie und Rechtswissenschaft in Pest. Von 1841 bis 1849 war er Komitatsoberanwalt in Temeswar, wo er sich auch während der Revolution aufgehalten hatte.
Nach der Revolution, im Jahre 1849, war er vorübergehend kaiserlicher Kommissär in Großbetschkerek, um dann als Beisitzer am k. und k. Obersten-Gerichtshof zu fungieren.
Ende der fünfziger Jahre ist Arizi in Detta, südlich von Temeswar, als Leiter des k. und k. Feldpostamtes tätig, wo er am 24. Jänner 1870 gestorben ist und auf dem dortigen Friedhof in der Familiengruft beigesetzt wurde. Verheiratet war Arizi mit Klementine Orsler.
Das Original der Schwabenpetition und die Vollmacht selbst dürften dem Brand des Justizpalastes in Wien vom 15. Juli 1927 zum Opfer gefallen sein, in dem auch die Archivalien des Innenministeriums untergebracht waren. Eine Zweitschrift der Vollmacht kam laut Leo Hoffmann aus dem Nachlaß Novaks aus dem Werschetzer Pfarrarchiv in das bischöfliche Archiv nach Temeswar (am 24. März 1893).
(BH 1996)
Text der Bittschrift an den Kaiser
Euer Majestät! Allergnädigster Kaiser und Herr!
Das höchst segensreiche und völkerbeglückende Wirken Ihre k. k. Majestät der unsterblichen Kaiserin Maria Theresia glorreichen Andenkens hat vor beinahe einem Jahrhunderte in das Temesvarer Banat und die angrenzenden Bacser und Arader Gespannschaften aus verschiedenen Gegenden des deutschen Reiches Ansiedler berufen, und dieselben in ihren neuen Wohnorten mit wahrhaft kaiserlicher Freigebigkeit versorgt, um deutschen Fleiß und Tätigkeit in das dazumalen verödete, größtenteils durch Sümpfe und Überschwemmungen höchst ungesunde und beinahe ganz entvölkerte Banat zu verpflanzen. Der herrliche Erfolg krönte das zum Heile der Völker begonnene Unternehmen, deutsche Arbeitslust, mit Ausdauer gepaart, hatte bald selbst die unüberwindlich scheinende Schwierigkeit, und Cultur-Hindernisse beseitigt, hier Kanäle gegraben, um den Sümpfen ihre Seuchen und Fieber erzeugenden faulen Gewässer zu entführen, dort Dämme aufgeworfen, um neuen Überschwemmungen vorzubeugen, öde Wüsten in lachende Landschaften, und trocken gelegte Sümpfe in üppige Fruchtfelder umgeschaffen.
Zwar erlagen Tausende unserer Väter in dem Kampfe mit den verpestete Düfte aushauchenden Sümpfen, denen sie ihr zugemessenes Stückehen Land mit Aufopferung der Gesundheit, und oft selbst des Lebens abgewinnen mußten, doch war die einst empfangene kaiserliche Huld und Gnade jederzeit der Muth einflößende Stern, dessen Anblick zu neuer Thätigkeit entflammte, bis selbst der Einfluß des feindlich gesinnten Klimas überwunden, der Ackerbau zu einer nicht gewöhnlichen Vollkommenheit sich emporschwang - Banat zur Kornkammer des Landes, zur Perle des ungarischen Reiches, und zu einem der gesegnetesten Landstriche der Österreichischen Monarchie geworden.
Daß bei so bewirkten Fortschritten materiellen Wohlstandes die deutschen Bewohner des Banats auch in ihrer geistigen Bildung neben anderen Nationen nicht zurückblieben, beweisen ihre besser eingerichteten, und reichlicher dotirten Schulen, ferner, daß die Steuern im Lande nirgends pünktlicher entrichtet, die öffentlichen Lasten nirgends billiger getragen, dagegen gröbere Verbrechen nirgends seltener vorkommen, als in den deutschen Gemeinden Banats. Diese in tiefster Unterthänigkeit erwähnten Thatsachen, welche kein Verdienst, sondern bloß das Ergebnis treuer Erfüllung aufhabender Unterthanspflichten sind, können uns nie verleiten vor anderen uns umwohnenden Völkerstämmen einen Vorzug beanspruchen zu dürfen, wohl aber verpflichten sie uns, jede andere Nationalität zu achten, und zu ehren; nur den kleinen Ruhm, daß die auf die Ansiedlung unserer Väter, von Seite des k. k. Aerars verwendeten Kosten nicht nutzlos verausgabt waren, und daß wir nicht ganz unnütze Glieder in der großen Völkerkette der Österreichischen Monarchie sind, wagen wir mit demuthsvoller Unterthänigkeit zu beanspruchen.
In Frieden und bester Eintracht mit allen Völkerstämmen, durchlebten wir unbekümmert um Weltereignisse, und Regierungsformen, mit unserer Lage völlig zufrieden beinahe ein Seculum. Arbeit nur war unser Element, das Stückehen Feld das wir bebauten unsere Welt, das einzige Ziel nach welchem wir gemeinschaftlich strebten war: Fleißige Bauern und treugehorsame Unterthanen zu sein. So kann das verhängnisvolle Jahr 1848, wo der laute Rufnach Gleichberechtigung aller Nationalitäten auch uns aus dem Schlummer politischer Unthätigkeit erweckte, und uns nun erst wahrnehmen ließ, daß es für uns, als Stammverwandte der großen deutschen Nation sehr drückend, und betrübend sei, sehen zu müssen, wie der deutsche Volksstamm, welcher im ganzen Ungarlande zerstreut Millionen - hier aber in dieser Gegend an eng beisammen Wohnenden dritthalbhunderttausend Köpfe zählet, nicht mit den übrigen als gleichberechtigte Nation sondern bloß als eine schutzlose Waise im Hause einer anderen Nationalitäts-Fraktion betrachtet werde. Anfangs glaubten wir den Drang nach Gleichberechtigung mit den übrigen Nationen und Mitbewohnern unseres Vaterlandes in unserer Brust verbergen zu müssen, denn nicht konnten, nicht durften wir die unheilvollen Wirren jener Zeit noch vermehren - später aber gewährte uns die, von Euer Majestät allen getreuen Unterthanen, der einigen, großen, und untheilbar en Oesterreichischen Monarchie, allergnädigste verliehene Reichsverfassung weit mehr Rechte, als wir bei dem kühnsten Fluge unserer Hoffnungen wünschen konnten - und erst als die ruhmgekrönten Truppen Euer Majestät die lodernde Fackel des unheilvollsten Bürgerkrieges auslöschten, und wir unter den schützenden Fittigen des Friedensengels uns zu erholen, der verlangten Gnaden und Rechte zu erfreuen begannen, als die heißesten Dankgefühle zum Throne Eurer geheiligten Majestät als unseren allergnädigsten Retter, und Beglücker aus der Tiefe aller Herzen emporstiegen, da wurde uns bekannt, daß die in Ungarn (Banate) wohnenden Serben, noch immer die Errichtung einer eigenen Woiwodschaft - worin Geschäftssprache, Religion, und, alle bürgerlichen Einrichtungen den Typus ihrer Nationalität tragen sollen, eifrigst wünschen, und alles aufbieten, um diesen ihren Wunsch verwirklicht zu sehen. Wenig würde uns solches Begehren kümmern, wenn nicht eben wir, die Torontaler, Bacser und ein Theil der im Temeser Cornitat wohnenden Deutschen einen integrierend Theil dieser Woiwodschaft ausmachen sollten. Kaum befreit von dem Drucke einer anderen Nationalität, kaum die Süßigkeit kostend, unsere Muttersprache auch in öffentliehen Geschäften gebrauchen zu dürfen, sollen wir, der zahlreichere, in Sprache und Abstammung dem erlauchten Kaiserhause verwandte Stamm, den minder zahlreichen, als Anhängsel zugegeben werden?
- Dieses ist es Euer Majestät! was uns betrübt, und was uns bewog dieses unser unterthänigstes Bittgesuch Euer geheiligten Majestät kniefällig zu unterbreiten.
Wir wünschen nichts sehnlicher, als unter dem unmittelbaren Schutze Euer Majestät Glieder der großenösterreichischen Monarchie zu sein; doch sollte es Euer Majestät gefallen, den Serben zur Wahrung ihrer Nationalität einen Woiwoden, den Romänen einen Capitain, den Slovenen (Slowaken) Oberungarns ein eigenes Oberhaupt zu geben; so wagen auch wir demüthigst Gefertigte im Namen Aller deutschen Gemeinden kniefällig zu bitten: Allerhöchst dieselben möge auch uns, etwa unter den Namen eines deutschen Grafen, nach dem Vorbilde des Sachsen-Grafen in Siebenbürgen, ein unmittelbares Oberhaupt einzusetzen geruhen. Nicht der Wunsch nach nationaler Selbständigkeit, nicht separatistische Tendenzen sind es, die uns unsere unterthänigste Bitte abdrängen.
Nochmals wiederholen wir es: wir wollen Unterthanen eines großen Staates sein, in dem nicht Ungarn, nicht Böhmen, nicht Polen oder Serben, in dem es nur glückliche, auf ihre allgemeine Nationalität stolze Oesterreicher gäbe, und nur in dem Falle, als die Nationalität jedes einzelnen Volks-Stammes konsolidiert würde, bitten wir um Allergnädigste Berücksichtigung auch der Unsrigen. Auch wir mögen uns dann des Glückes erfreuen, ein unmittelbares Oberhaupt zu haben, unter dessen Schutz unsere Angelegenheiten, Gerichtspflege, und öffentliche Verwaltung in deutscher Sprache, und nach deutscher Sitte behandelt, gepflogen, und geleitet werde.
Die wir in tiefster Demuth ersterben Euer geheiligten Majestät allerunterthänigst treugehorsamste Unterthanen
- Mathias Walzer, Richter, Mathias Ballauer, Geschworner, Johann Resner, Geschworner, aus Gyertyamos
- Paul Michel Richter, Johann Spiller, Geschworner, aus Groß-Jecsa
- Mathias Hauslamer, Markt-Richter, Karl Petri, Bürger-Meister, Peter Heintz, Geschworner, aus Hatzfeld
- Nikolaus Ruwohl, (?) Richter, Anton Taugner, Geschworner, aus Grabacz
- Martin Mayer, Richter, Johann Ring, Geschworner, aus Lovrin
- Peter Laut, Richter, Adam Engrich, Geschworner, aus Billet
- Johann Kluch, Richter, Nikolaus Eberhard, Geschworner, aus Nakofalva
- Joseph Mayer, Richter, Johann Ehardt, Geschworner, Johann Burjan, Geschworner, aus Klein-Jecsa
- Adam Anton, Markt-Richter, Georg Mehrle, Geschworner, Johann Mühlberger, Geschworner, aus Csatad
- Peter Schütz, Richter, Joseph Volk, Geschworner, Joseph Mango!, Geschworner, aus Bogaros
- Johann Lego, Richter, Georg Weiß, Geschworner, aus Gottlob
- Peter Thierjung, Richter, Johann Laub, Geschworner, aus Sandorhaza
- Peter Schneider, Richter, Franz Herman, Geschworner, aus Ostern
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