1914 - Weggabelung in unserer Geschichte


Bildtafel mit einem Teil der 574 Billeder Militärangehörigen des 1. WeltkriegesBildtafel mit einem Teil der 574 Billeder Militärangehörigen des 1. Weltkrieges Das Attentat vom 28. Juni 1914 bei dem der Thronfolger Österreich-Ungarns, Erzherzog Franz Ferdinand, und seine Gemahlin Sophie, Herzogin von Hohenberg, tödlich verletzt wurden, gilt als Auslöser der Julikrise, die schließlich zum Ersten Weltkrieg führte.

Am 28. Juli 2014 jährt sich der Beginn des 1. Weltkrieges zum 100. Mal. Dieser Krieg gilt als die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts.
Von diesem Krieg ausgehend, lassen sich auch alle anderen ihm folgenden Katastrophen des 20. Jahrhunderts erklären. Er ist auch eine Weggabelung in der Geschichte der Deutschen in Südosteuropa. Die Deutschen in Österreich–Ungarn, zu denen auch die Banater Schwaben gehören, befanden sich vor 1918, seit dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich 1867, in einer schwierigen Lage. Im Königreich Ungarn betrug der Anteil der magyarischen Volkszugehörigkeit weniger als 50%. Ausgehend von einer Gesamtbevölkerungszahl von ungefähr 21 Millionen waren nur 10 Millionen Magyaren. Die stärksten Minderheiten bildeten die Rumänen, Slowaken, Deutsche (etwa 2 Millionen), Kroaten, Serben, neben einer großen Anzahl anderer ethnischen Gruppen.
Das Ziel der offiziellen ungarischen Politik war die Schaffung eines ungarischen Nationalstaates. So wurde mit aller Macht versucht, die Angehörigen der nationalen Minderheiten zu echten Ungarn zu erziehen, sie zu magyarisieren. Staatsdiener, Beamte, welche ihren Namen in einen ungarisch klingenden umänderten, wurden bevorzugt eingestellt und befördert. Das Magyarische war die alleinige Staatssprache.

Der in Gebieten mit starken ethnischen Minderheiten oder andersnationalen Mehrheiten, gesetzlich mögliche Gebrauch der Muttersprache vor Behörden und vor Gericht wurde zielbewusst eingeschränkt. Der Staat hat besonders die Assimilation auf dem Gebiet des Schulwesens beschleunigt. Im Jahre 1880 gab es 867 Schulen mit deutscher Unterrichtssprache und schon zwanzig Jahre später nur noch 383 dieser Schulen. Über Mittelschulen verfügten nur die Siebenbürger Sachsen.
Das Gesetz, das den Gebrauch der ungarischen Ortsnamen auch in reinen Nationalitätengebieten offiziell einführte oder das Gesetz von 1907 (Apponyisches Gesetz), das vorschrieb, dass in Schulen mit anderer Unterrichtssprache das Ungarische so unterrichtet werden muss, dass jeder Schüler nach der 4. Klasse sich mündlich und schriftlich klar ungarisch ausdrücken konnte, verletzte tief die Gefühle der nationalen Minderheiten.

In den Banater Ortschaften mit hauptsächlich deutscher Bevölkerung ist die Magyarisierung doch schleppend vorangekommen. Aber in den Städten kann man vom Gegenteil sprechen. Zusammenfassend kann man sagen, dass sich durch diese Entwicklung die Banater Schwaben und alle nationalen Minderheiten im Königreich Ungarn auf dem besten Weg befanden, in der Einheit der magyarischen Nation aufzugehen.

Nach dem ersten Weltkrieg, der am 11.November 1918 durch Waffenstillstand beendet war, kam es zur Auflösung des „Reiches der Heiligen Stephanskrone“ (Ungarn). Es entstanden neue Nationalstaaten. Das Banat wurde durch den Vertrag von Trianon, bekannt als Friedensvertrag von Trianon, dreigeteilt. Seitens dieser neuen Staaten wurden riesige Versprechen an die Minderheiten, was Sprache, Kultur usw. anbelangt, gemacht.
Die Rumänen Siebenbürgens sprachen sich am 1. Dezember 1918 in den Karlsburger Beschlüssen (Alba Iulia) für die Vereinigung mit dem Königreich Rumänien aus. Die Volksversammlungen der Siebenbürger Sachsen und der Banater Schwaben entschieden sich im Jahr 1919 ebenfalls für die Vereinigung ihrer Gebiete mit Rumänien. In den Karlsburger Beschlüssen sicherten die Rumänen den Magyaren und den Deutschen als Minderheiten weitgehende Gleichberechtigung zu, hielten dies aber später nicht ein.

Bei den Banater Schwaben setzte zunächst eine Rückbesinnung auf die Geschichte der deutschen Siedlungsgebiete und ihre kulturellen Leistungen in der Vergangenheit ein. Man spricht vom deutschen Erwachen nach 1920 im Banat, wenn auch die ältere Generation und einige Geschulte dabei ihren „magyarischen Patriotismus“ nicht vergessen konnten. Diese Erwachungsetappe dauerte aber nicht lange.

Als 1939 am 1. September der zweite Weltkrieg begann, konnte niemand der Banater Schwaben ahnen, welche katastrophalen Folgen dieser für den mit den anderen Nationalitäten in Frieden nebeneinander lebender Volksstamm bringen wird.