Was man will, das kann man
Johann Sieber-Brach und sein Einsatz für die Billeder Kirche

Hans Sieber-Brach ist den älteren Banatern als Sänger in Erinnerung. Mit seinem klangvollen Bariton war er Mitglied im Temeswarer Philharmonischen Chor und sang als Solist, u.a. beim Schubertchor. Doch er war wohl auch ein geschickter Handwerker, der hilfsbereit zupacken konnte, wie die folgende Episode zeigt.
Vor einiger Zeit fielen seiner Witwe Gerda Sieber-Brach Fotos in die Hände, die die Altar- und Heiligenfiguren der Billeder Kirche zeigen. Peter Krier hat sie bei einem Besuch in Billed um 1980 fotografiert. Zu sehen ist auf den Bildern, dass die Figuren frisch renoviert sind. Gerda Sieber-Brach erinnert sich, wie es dazu kam: Hans, der aus Billed stammte und dort regelmäßig seine Mutter besuchte, wurde eines Tages vom damaligen Billeder Pfarrer Dittrich angesprochen und gefragt, ob er in der Stadt jemanden kennt, der die fällige Innenrenovierung der Kirche übernehmen könnte. Spontan sagte Hans Sieber-Brach: „Ich mach das.“ Erstaunt fragte seine Frau, die bei dem Gespräch dabei war: „Ja, glaubst du, dass du das kannst?“ – „Was man will, das kann man“, war seine Antwort.
Malerei von Johann Sieber-Brach 1977
Ab März 1977 verbrachte das Ehepaar Sieber-Brach jede freie Minute in Billed. Zuerst reisten sie mit dem Bus an, bei gutem Wetter später mit dem Motorrad. Mit Hilfe einiger Kollegen von der Philharmonie hatte Hans Sieber-Brach ein Gerüst am Altar gebaut. Zunächst musste alles auseinandergenommen und gereinigt werden. Ganz oben, hinter dem Auge mit Strahlenkranz, hatten sich Fledermäuse eingenistet. Genau da erlebte Hans Sieber-Brach eine große Überraschung: In einer Aufschrift waren zwei Malermeister und ein „Gehülfe“ erwähnt, die 50 Jahre davor zum letzten Mal an der Kirche gearbeitet hatten. Einer der Malermeister war sein Vater, den Hans niemals kennengelernt hatte. Er war fünf Monate vor seiner Geburt bei den Arbeiten in der Kirche vom Gerüst gefallen und auf dem Weg ins Krankenhaus verstorben.
Umso mehr war dies Ansporn für die beiden Kirchenrenovierer, die sich für ihre Arbeit einiges einfallen lassen mussten: So war das Altarbild eingerissen. Es wurde von hinten verklebt und vorne mit Ölfarbe restauriert, sodass auch der Pfarrer den Riss nicht mehr erkennen konnte. Nach und nach wurden alle Altarfiguren – die Heiligen Peter und Paul, Josef, Nepomuk und die Herz Jesu Figur - neu gestrichen. Farbreste waren vorher kaum noch zu erkennen gewesen, danach strahlte alles wieder farbenfroh. Der Heilige Nepomuk war die Lieblingsfigur von Gerda, er wurde von ihr persönlich „frisch angezogen“. Auch die 14 Kreuzweg-Stationen hatte sie übernommen, Hans restaurierte in der Zeit die Nebenaltäre und die Säulen am Altar und am Eingang. Die verblüffend echt wirkende „Marmorstruktur“ für die Säulen erzielte er mit einer speziellen Maltechnik, die er sich selbst ausgedacht hatte. Zum Schluss folgte noch die Orgel. Im Spätherbst 1977 waren die Arbeiten abgeschlossen. Den ganzen Sommer über, als die Philharmonie Ferien hatte und Hans Sieber-Brach auch, arbeiteten die beiden täglich von morgens bis abends an den Kirchenfiguren. Sie hatten im Garten der Kirche Holzböcke für die Figuren aufgestellt, um die Farben bei Tageslicht besser zu sehen.
Nur selten übernachteten sie in Billed, denn die Mutter und Schwiegermutter wohnte ziemlich beengt. Meistens fuhren sie mit dem Motorrad abends in die Stadt und kamen am nächsten Tag wieder. Gerda Sieber-Brach erinnert sich: „Es war eine Heidenarbeit, aber wir machten es mit Liebe und Begeisterung.“ 1978 wanderte das Ehepaar Sieber-Brach über Amerika nach Deutschland aus. Die Kirchenfiguren sind seitdem nicht wieder renoviert worden, sollen aber noch in gutem Zustand sein.
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