Veranstaltungen im September, eine Reise nach Tschechien im Oktober
Heimattage Baden-Württemberg in Bruchsal am 13.09.2015
Die Trachtengruppen der Banater Schwaben Karlsruhe mit der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen befanden sich unter den rund 90 Gruppen aus Fahnenschwingern, Trachtenverbänden, Musikkapellen und Wägen mit 2800 Aktiven, die auf einer 2 Kilometer langen Zugstrecke durch die Innenstadt bis zum Schloss zogen.
Unter den Gästen auf der Tribüne vor dem Rathaus befand sich auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Die Veranstaltung wurde auch im SWR übertragen, die Banater sind in der SWR-Mediathek ab Minute 13 zu sehen.
Eine Reise nach Tschechien im Oktober
Am Mittwoch, dem 7. Oktober, war es wieder soweit: rund 90 Banater, die größte Gruppe bildeten wie immer die Billeder, steigen in Karlsruhe in die Stefan-Mayer-Reisebusse. Ziel unserer wie jedes Jahr von Werner Gilde organisierten und voll ausgebuchten Reise war diesmal Tschechien. Unter anderen besuchten wir Pilsen, Karlsbad, Marienbad sowie Prag, die goldene Stadt.
Ob Karlsbrücke, Burg oder Wenzelsplatz, insbesondere Prag ist zu jeder Jahreszeit und auch bei weniger gutem Wetter ein sehenswertes, autentisches historisches Pflaster. Zudem vermochte die Geselligkeit inmitten von Landsleuten den grauen Himmel locker auszublenden.
Goldenes Oktoberwetter gab es dann am Sonntag, auf der Heimreise, mit wunderschönen Landschaftsansichten.
Banater Reisegruppe in Böhmen - von Elisabeth Martini
Traditionsgemäß trieb der Herbstwind nicht nur die Blätter von den Bäumen, sondern auch die reiselustigen Banater (auch einige Nicht-Banater) am 7. Oktober von Karlsruhe aus nach Osten, nach Tschechien. Mit dem Wettergott hatten wir ausnahmsweise mal kein positives Abkommen: Es regnete unterwegs und auch am ersten Tag in Pilsen, wo die 90-köpfige Reisegesellschaft noch optimistisch Zwischenstation machte.
Wir besichtigten die 1842 gegründete Pilsner Urquell Brauerei, die heute zu den tschechischen Symbolen gehört, Inspiration und Vorbild für mehr als zwei Drittel aller weltweit hergestellten Biere mit der Bezeichnung Pils, Pilsner und Pilsener war und ist. Wir erfuhren manches über Geschichte und Herstellung des Urquell Biers, besichtigten das historische und heutige Sudhaus, gingen staunend durch die Rohstoff-Ausstellung, den Kinosaal und die Ausstellung „Menschen vom Pilsner Urquell“. Als Höhepunkt des Aufenthalts hier konnte die Reisegesellschaft – je nach Durst – im historischen Brauereikeller das „einzigartige unfiltrierte und nicht pasteurisierte Pilsner Urquell Bier“ direkt vom Lagerfass aus Eichenholz probieren. Das dürfen nur Personen ab vollendetem 18. Lebensjahr! Das Bier schmeckte vortrefflich, sodass einige auch Nachschlag nahmen. Der Geschenkladen hier sprach wenige an, für das Brauerei-Restaurant mit seinen 550 Sitzplätzen war keine Zeit, obwohl traditionelle böhmische Küche schon so manchen hätte verlocken können.
Die goldene Stadt Prag erlebten wir am zweiten Tag auch bei Regen, sodass sie uns weniger golden erschien, doch auch schön. Geführt wurden wir durch die Kleinseite (Mala Strana), die in ihren Ursprüngen mehr als 1.000 Jahre alt ist, viel Leid und viele Veränderungen als Vorfeld zur Verteidigung der Burg erlitt. Auf Brandruinen wurden prächtige Renaissance-Gebäude errichtet.
Nach der Schlacht am Weißen Berg mauserte sich die Kleinseite während der Herrschaft der Habsburger. Die Barockära veränderte das Antlitz der Kleinseite und wurde 1784 mit den drei anderen historischen Prager Städten zur Großstadt vereint, hat trotzdem noch verwinkelte Gassen, auch stolze Paläste, stille Gärten. Sie ist „das leise Herz der pulsierenden Großstadt“, die mit 1,2 Millionen Einwohnern mehr als ein Zehntel der Gesamtbevölkerung Tschechiens zählt.
Unsere Besichtigung der barocken Kirche „Maria vom Siege“ mit dem gnadenreichen Prager Jesulein – eine aus Spanien stammende, in kostbare Gewänder gehüllte Wachsfigur aus dem 16.Jh., die weltweit als wundertätig verehrt wird – hat viele von uns auch durch die goldstrahlenden barocken Seitenaltäre beeindruckt.
Lange bevor Prag Hausnummern hatte, prangte auf fast jedem Haus ein sogenanntes Hauszeichen: ein Vogel, Geigen, ein Bär, eine Schlange, Sonnen. Auf der Kleinseite gibt es noch viele dieser liebevoll gepflegten Kleinkunstwerke.
Die Karlsbrücke sahen wir bei Regen, doch auch bei nur bewölktem Himmel und waren beeindruckt von diesem gotischen Monument mittelalterlicher Baukunst. Nach mehreren Holzbrücken über die Moldau (Wltawa – wilder Fluss) gab es hier 1158 schon die erste steinerne Brücke, die jedoch 1342 einem Hochwasser zum Opfer fiel. Nach einem vom Hofastrologen exakt ausgependelten Zeitpunkt legte Kaiser Karl IV. 1357 den Grundstein zum Bau einer neuen Brücke mit 16 Bögen und 5m höher als die vorherige. Jedoch beim Hochwasser im Sept. 1890 hielten die Bögen 6 und 7 dem Wasser und Treibgut nicht stand, Statuen stürzten in die Tiefe, Menschen ertranken.
Die erste der insgesamt 30 Brückenfiguren wurde 1657 aufgestellt: das gusseiserne Kruzifix; 1683 die Bronzestatue des heiligen Nepomuk, des Priesters, der grausames Martyrium hinnahm und eisern schwieg, das Beichtgeheimnis wahrte. Von hier ging der Nepomuk-Kult in ganz Europa aus.
Die Moldau wird heute von 17 Brücken überspannt, die Karlsbrücke ist die älteste und bekannteste, sie wurde scheinbar, während wir dort waren, von der halben Welt besichtigt, so ein Gedränge gab es da. Zum Glück waren wir für Taschendiebe – vor denen wir allgemein gewarnt wurden – nicht interessant genug.
Unsere Schifffahrt am Abend auf der Moldau war überraschend schön. Vorbei ging es an herrlich beleuchteten Bauten an beiden Uferseiten, außerdem war für Gaumenfreuden jeder Art gesorgt. Zudem begleitete beliebte Musik unseren Weg, animierte einige sogar zu flotten Tänzchen. Dabei sorgte das gute tschechische Bier für Frohsinn und gute Laune.
Halbkreisförmig in die Flussbiegung eingebettet liegt die erste der vier historischen Prager Städte: die Altstadt. So benannt erst nachdem der Luxemburger Karl IV. im 14.Jh. die Neustadt gegründet hat. Den Mittelpunkt der Altstadt bildet der Altstädter Ring, wo seit Jahrhunderten das Zentrum politischen und gesellschaftlichen Lebens war. Da gab es Scheiterhaufen, Galgen, Pranger, Rad, Lanzen- und Schwertergeklirr, Kanonendonner, Gewehrfeuer, Panzer... Trotz Verluste zählt die Prager Altstadt immer noch zu den schönsten architektonischen Ensembles Europas.
Hunderte Schirme schützten zum Teil vor dem Regen, versperrten aber auch die Sicht auf den 1364 erbauten Rathausturm mit der astronomischen Uhr – auch Aposteluhr genannt - , die zur vollen Stunde die 12 Apostel erscheinen lässt, auch den Tod mit der Sanduhr, der zu sich ruft, während die Berufsvertreter der Zeit es durch Kopfschütteln ablehnen, ihm zu folgen. Sterben wollte auch vor hunderten Jahren niemand, doch vergänglich sind wir alle. Das Uhrwerk ist ein Wunderwerk, das nach hunderten Jahren immer noch pünklich geht, jedoch das geozentrische Weltbild des Mittelalters widergibt, denn die Planeten kreisen um die Erde, nicht um die Sonne.
Im Renaissance-Haus „Zur Minute“ wohnte Franz Kafka als Schüler der Volksschule; im Palais Kinsky verbrachte die spätere Nobelpreisträgerin Bertha von Suttner die ersten Kindheitsjahre; Franz Kafka besuchte das im Hinterhof untergebrachte k.k. Staatsgymnasium mit deutscher Unterrichtssprache, im Ständetheater fand die Uraufführung von Mozarts „Don Giovanni“ statt.
Schon im frühen Mittelalter gab es in Prag jüdische Kaufleute, Ärzte und Beamte. Die berühmte Judenstadt – das ummauerte Ghetto in der Altstadt – entwickelte sich ab dem 12.Jh. 1541 unter Kaiser Ferdinand I. und 1741 unter Kaiserin Maria Theresia wurden die Juden per Dekret aus Böhmen ausgewiesen (das sie später aufhob). Ihr Sohn Josef II. besserte die Lage der Juden, weshalb die Judenstadt auch Josefstadt genannt wurde. Ab 1890 wurde hier saniert: Anstelle der dunklen Gassen der Armen entstanden moderne Jugendstilpaläste der reichen Patrizier.
In der Pariser Straße, der Prunkstraße Prags, sahen wir auch die älteste noch ihrer Bestimmung dienende Synagoge Europas.
Zwar wurde die Neustadt schon 1348 von Karl IV. gegründet, ist folglich nur im Vergleich mit der Altstadt neu, jedoch seine mittelalterliche Raum- und Verkehrsplanung genügte bis ins 20. Jh. Hier spielt sich heute das moderne Großstadtleben ab, hier haben die bedeutendsten Handelshäuser ihre Niederlassungen.
1918, 1948, 1968 und 1989 versammelten sich hier die Massen, um die jeweiligen politischen Wandlungen zu beobachten oder voranzutreiben. Der Wenzelsplatz – vom Brückl bis zum Nationalmuseum – ist der größte Boulevard Prags, 750m lang und 60m breit. Detlev von Liliencron
bezeichnete den Wenzelsplatz als den „stolzesten Boulevard der Welt“; hier steht auch die Reiterstatue des böhmischen Landespatrons Wenzel, hier „unter dem Schweif“ treffen sich Verliebte zum Stelldichein.
Auch hier – wie in Hamburg – gibt es die zwei zylindrischen Baukörper des „Tanzenden Hauses“, scherzhaft auch Ginger (Rogers) und Fred (Astaire) genannt als modernste Bauten, umgeben von Architektur der vorigen Jahrhundertwende.
Am vierten und letzten Tag in Prag gings zur alten Kaiserburg, zum Hradschin (hrad bedeutet Tschechisch Burg), die, wie auch die angrenzende Burgstadt, auf einem felsigen Hügel am linken Moldau-Ufer liegt. Die Anfänge der Burg liegen bei der 875 erbauten Holzburg, 973 wurde die Burg Bischofssitz des Prager Bistums. Der Luxemburger Kaiser Karl IV. machte die Burg zum Mittelpunkt des Heiligen Römischen Reiches und ließ 1344 für das Erzbistum Prag den Veitsdom errichten, eine gotische Kathedrale in der kaiserlichen Burg.
Ab 1526 regierten hier die Habsburger, legten Gärten an, verwandelten die unwirtliche Burg in einen behaglichen Herrschersitz. Eine Blütezeit erlebte die Burg unter Kaiser Rudolf II., Sammler, Kunstmäzen und Bauherr, der eine Reihe von Erweiterungen vornahm.
Nach dem zweiten Fenstersturz begann der 30-jährige Krieg und die Burg wurde von sächsischen und schwedischen Truppen besetzt, wodurch wertvolle Kunstschätze der weltberühmten rudolfinischen Sammlungen verloren gingen oder zerstört wurden. Aber hier fanden auch rauschende Feste statt: die Krönung Karls VI. zum König von Böhmen (1723), die Heiligsprechung des Johannes von Nepomuk (1729), die Inthronisation Maria Theresias (1743) zur Königin von Böhmen und Ungarn.
Beeindruckt haben uns alle die Ausmaße dieses Burgareals, sein gut gepflegtes Erscheinungsbild, die drei Innenhöfe, die Kapelle, die Maria Theresia erbauen ließ...
Nach der Verlegung der Habsburger-Residenz nach Wien verfiel die Prager Burg in Dornröschenschlaf, nur noch Ferdinand I. von Österreich nahm nach 1848 auf dem Hradschin ständigen Wohnsitz.
Nach 1918 zog der Präsident der jungen Tschechoslowakischen Republik mit Glanz in die Karlsburg ein und machte sie zum Verwaltungssitz des Landes, baute sie aus, den Erfordernissen einer repräsentativen Präsidialkanzlei angepasst. Und die Burg ist bis heute Amtssitz des höchsten Repräsentanten des tschechischen Staates mit 10 Millionen Einwohnern geblieben.
Besucher betreten den Ehrenhof durch ein von zwei Gardesoldaten bewachtes schmiedeeisernes Tor mit den Monogrammen der Kaiserin Maria Theresia und ihres Sohnes Josef II. Zu Beginn des 20. Jh. wurden die alten (verwitterten) Statuen durch Kopien ersetzt, wie auch die auf der Karlsbrücke.
Vor der Durchfahrt zum zweiten Burghof führt eine Prunktreppe zu den Repräsentationsräumen, den ehemaligen kaiserlichen Gemächern, die meisten davon sind der Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Im dritten Burghof, dem Herzen der ganzen Burganlage, befindet sich der Veitsdom, der alte Königspalast u.a.m. Neben dem kreuzgewölbten Rittersaal mit der Reitertreppe ist die Böhmische Kanzlei mit dem wohl berühmtesten Fenster des Landes (Prager Fenstersturz).
Bunt mischen sich nach rund 700 Jahren Bauzeit die Stile an der Fassade des Veitsdoms (vom gotischen Chor über den Renaissance-Turm und die barocke Turmhaube bis zum neugotischenWestwerk. Im 11.Jh. schon wurde hier eine dreischiffige Basilika als Krönungs- und Grabkirche für die premyslidischen Könige errichtet. 1344 betraute Kaiser Karl IV. einen französischen Architekten mit dem Bau einer gotischen Kathedrale, er starb jedoch unerwartet schon 1352. Ab 1419 kam der Bau infolge der Hussitenkriege zum Erliegen, sodass die Kathedrale erst im 20.Jh. in neugotischer Manier fertiggestellt wurde. Die Domweihe des 124m langen Gotteshauses wurde1929 festlich begangen.Eine Wendeltreppe mit 285 Stufen führt ins Turmgeschoss und zu den Glocken, ermöglicht einen einzigartigen Rundblick. An der südlichen Außenseite hängt seit 1549 hinter einem Spitzbogenfenster „Sigismund“, mit 16,5 t Gewicht die schwerste Glocke des Landes.
Tief berührt durch die Standhaftigkeit des Landesheiligen Nepomuk gingen wir an seinem barocken, aus Silber getriebenen Sarkophag vorbei, staunten über die Größe, Höhe und Schönheit des Doms, den wir viel zu schnell – des Gedränges wegen - durchschreiten mussten.
Zuletzt besichtigten wir auch das Goldene Gässchen, denn mit der mittelalterlichen Wehrmauer schuf Wladislaw Jagiello hinter der Burg die architektonische Basis für einen kleinen, malerischen Gassenzug: das Goldmachergässchen (wo es den Alchimisten auch nicht gelungen ist, Gold zu machen). Im 15. Jh. lebten hier Goldschmiede, daher auch der Name „Goldschmiedegasse“.
Kaiser Rudolf II. ließ die armseligen Hütten schleifen und gestattete 24 seiner Burgschützen, sich in den blinden Arkaden unter dem Wehrgang Kammern einzurichten. Der berühmteste spätere Bewohner des Goldenen Gässchens war Franz Kafka, der sich 1916/17 für einige Monate im Häuschen 22 einquartierte und hier die Erzählung „Ein Landarzt“ verfasste; heute ist hier eine kleine Buchhandlung, in den anderen Nummern sind Mini-Souvenierläden oder rekonstruierte Quartiere der einstigen Bewohner.
Erst am letzten Tag war uns der Wettergott gnädig gestimmt und schenkte uns zum Abschied von Prag Sonnenschein, sodass nach all dem Grau die Welt und die herbstliche Natur viel farbenprächtiger war. Den kurzen Zwischenstopp im berühmten Karlsbad nutzten wir zu einem Spaziergang bei niedriger Temperatur die Kurpromenade entlang, bewunderten die herrlichen Gebäude mit ästhetischen Fassaden – auch Jugendstil - , tranken von dem wunderwirkenden Heilwasser, kehrten in der Kirche ein, gingen an den teuren Läden vorbei, wurden an Mozart und Goethe erinnert.
Das Fazit unserer Böhmenreise: Es war alles bestens geplant und wurde so auch durchgeführt, wofür wir dem Hotelpersonal danken, den Fahrern der Mayer-Reisen, vor allem aber Gerlinde und Werner Gilde, die sich traditionsgemäß um alles kümmern und Lösungen für alle Probleme finden. Dass wir wohlbehalten und guter Laune wieder in Karlsruhe angekommen sind, ist ihr Verdienst und wir hoffen, dass es in Zukunft so weitergeht, zumal es nicht nur unterhaltsam-informative Reisen für uns sind, sondern auch immer wieder kleine Banater Treffen (mit Verstärkung durch Nicht-Banater).
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