Werner Gilde 60
Ein Billeder mit viel Herz und Gemeinschaftssinn
Bewundernswert der Lebensweg des heute Sechzigjährigen vom Billeder Spitzbub mit der „Gummipuschka“ durchs Dorf auf der Suche nach etwas im Geäst, das seine Treffsicherheit mit der primitiven „Ausrüstung“ unter Beweis stellte, und dem heutigen Mitglied im Bundesvorstand der Banater Schwaben. Leicht war er gewiss nicht immer dieser Weg, doch Zielstrebigkeit, Zuversicht und typisch schwäbische Zähigkeit machten es möglich, so hartnäckig und doch verständnisvoll für seine Billeder wie auch für die Banater Schwaben zu kämpfen – nicht mit Waffen, sondern mit Ideen, Takt, Toleranz.
Geboren am 11.01.1960, besuchte er von 1962 bis 1975 in Billed Kindergarten, Grund- und Allgemeinbildende Schule, wonach er die Aufnahmeprüfung ins Industrielyzeum Nr.1 als Bester bestand. Kein Wunder bei seiner Begeisterung für Mathe und Physik, die ihm Frau Maria Schaljo - seine Lehrerin in diesen Fächern – geweckt und gefördert hat. Ihr gilt auch heute sein Dank für seine Begeisterung im Fach als Mitarbeiter am Institut für Angewandte Physik an der Uni Karlsruhe.
Doch dazu waren viele kleine Schritte erforderlich. Auch ohne Studium konnte er ab 1979 als Elektroniker bei AEM Temeschburg als Prüfer arbeiten, Fehler auf elektronischen Platinen suchen, Geräte für Wasser- und Heizkraftwerke sowie große Schiffe justieren und einstellen. Nebenbei fand er auch noch Zeit, Audioverstärker zu bauen, in Billed Radios und Fernseher zu reparieren.
Eine Unterbrechung dieser Tätigkeiten brachte der zwischen 1980 und 1981 geleistete Militärdienst mit neuen Erfahrungen und Enttäuschungen.
Vielseitig interessiert, war Werner Gilde 1978-1983 auch aktives Mitglied im Billeder Handballverein Vointa Biled, 1981-1983 Mitglied in der Billeder Laien-Theatergruppe, die mit Mundartstücken wie „Iwerraschung for de Vetter Matz“, „Zu viel Weiwer im Haus“ Erfolge feierte - teils auch mit Werner in der Hauptrolle, der zudem Ausfahrten in andere Banater Ortschaften mitorganisierte.
Seit der Auswanderung 1984 in die BRD ist er aktiv im Kreisverband Karlsruhe organisatorisch tätig: im Laientheater, der Handballmannschaft, der Tanzgruppe.
Beruflich ging es 1984 bei Siemens in der Leiterplattenfertigung und Instandhaltung weiter, nebenberuflich war er auch als Radio- und Fernsehtechniker tätig, bis er 1987 als Mitarbeiter ans Institut für Angewandte Physik an die Uni Karlsruhe kam, wo er auch z.Z. mit Erfolg wirkt, an der Entwicklung von elektronischen Schaltungen für Forschungszwecke, an der Reparatur von Forschungsgeräten und PCs.
1987 ehelichte Werner Gilde die Auserwählte seines Herzens Gerlinde Weldi, eine sehr gute Wahl, da sie – obwohl selbst berufstätig – ihn in all seinem Tun unterstützt, ihm Halt und Sicherheit gibt. Kein Wunder, dass diese Ehe mit so wunderbaren Söhnen Christian und Ralf gesegnet ist, die das große Interesse für die Banater Schwaben, für die Gemeinschaft, in die sie hineingeboren wurden, teilen, mitorganisieren, Dipl. Maschinenbau- bzw. Wirtschaftsingenieure sind.
Um nicht zu “rosten“, bildete sich Werner 1988-1992 an der Heinrich-Hertz-Technikerschule (nach der Arbeit) zum staatlich geprüften Nachrichten-Techniker, Schwerpunkt Datentechnik, weiter.
1990 bezieht die junge Familie ihr neues Reihenhaus in Karlsruhe-Oberreut, wohin sie auch heute gerne Gäste einlädt.
Werner Gilde und Heidi Müller gründen 1993 die Karlsruher Tanzgruppe, die 1996 durch die Kindertanzgruppe - anfänglich unter Werners Leitung - ergänzt wird. 1998 wird die Trachtengruppe der Erwachsenen gegründet, in der Gerlinde und Werner auch heute beispielhaft mittanzen, Erfolge feiern, unser Volksgut weitergeben an Jüngere.
Ein besonderes Erlebnis und zugleich eine organisatorische Leistung war 1997 die dreiwöchige USA-Tournee der Banater Kulturgruppe bei den dortigen Donauschwaben, ein unvergesslicher Austausch von bleibendem Eindruck.
In Anerkennung seiner menschlichen und organisatorischen Fähigkeiten wurde Werner Gilde 1999 zum Kreisvorsitzenden des Kreisverbandes der Banater Schwaben Karlsruhe gewählt und 2003 zum Vorsitzenden der Heimatgemeinschaft Billed e.V.Als solcher war er wesentlich an der 250-Jahrfeier seit der Gründung Billeds wie auch an der Organisation der 90-Jahr-Feier derFreiwilligen FeuerwehrBilled beteiligt.
Seine Art zu sein und mit den Mitmenschen umzugehen, war ausschlaggebend dafür, dass man ihn 2008 zum Mitglied im Landesverband der Banater Schwaben Baden-Württemberg wählte und 2014 zum Mitglied im Bundesvorstand der Banater Schwaben, was uns Billeder mächtig stolz macht.
Viel hat man ihm, der 15 Jahre nachVerschleppung der Deutschen in die Sowjetunion geboren wurde - zufällig im selben Monat Januar – darüber erzählt, weshalb er auch vorbehaltlos die Übersetzung aus dem Rumänischen des Buches „Lungul drum spre nicaieri“ von Lavinia Betea, Cristina Diac, Florin-Razvan Mihai und Ilarion Tiu organisiert und mitgestaltet hat. Herausgegeben von der Landsmannschaft der Banater Schwaben München (2015), erschien sie unter dem Titel „Der weite Weg ins Ungewisse“, eine lesenswerte Lektüre nicht nur für jeden Banater Schwaben.
Wenn bisher ersichtlich wurde, dass Werner Gilde vielseitig tätig war und ist, so muss noch erwähnt werden, dass er als Hobby auch angelt, tanzt, Sport treibt, sich in Geschichte dokumentiert – die ihm Geschichtslehrer Friedrich Töpfer schon früh in Billed schmackhaft machte. Ganz besonders aber liebt er die Fahrrad-Touren mit seiner Frau Gerlinde oder mit Freunden und Kollegen. So genossen sie den Donau-Radweg Passau-Wien, den Emsradweg, den Weg Ostsee-Mecklenburgische Seenplatte-Berlin, Hamburg-Tschechien, Nürnberg-Tauberbischofsheim, die Main-, Mosel-, Lahn-, Jagst-Kocher-Tour.
Zusammen mit den drei Billedern Reinhard Jung, Alfred Herbst und Hans Herbst hat Werner Gilde die Radtour Karlsruhe – Billed unternommen, als sportliche Herausforderung, aber auch aus historischem Interesse, zudem, um einen Brief des Bürgermeisters Eidenmüller aus Karlsruhe an den Bürgermeister von Temeswar zu überbringen. Wichtige Daten für uns Banater lassen ihn voraussichtlich planen, organisieren, Mitwirkende suchen und finden, begeistern – ein organisatorisches Talent mit Einfühlungsvermögen und Takt – ein Mann, der seinen Platz im Leben gefunden hat.
Ihm wünschen wir auch weiterhin beste Gesundheit, Freude am Wirken für seine Banater Landsleute, familiäres Glück, denn wir sind stolz, dass wir ihn haben!
Elisabeth Martini und Heidi Müller
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