Die Billeder Gesellenvereinigung von Jakob Slavik (Billed-Chronik)
Auf Grund vieler Gewerbe- und Handelsbetriebe in Billed hatte der Ort auch eine größere Anzahl von Gesellen und Handelsangestellten. Einen festen Gesellenverein mit Statuten gab es jedoch nicht, sondern nur eine lose Verbindung im Sinne der alten Handwerksburschen.
In Billed gab es 1940 ungefährt 50-60 Gesellen und Handelsangestellte, die sich dieser Vereinigung zugehörig fühlten. In der Regel waren es 60% Einheimische und 40% Auswärtige, die in den Handwerks- und Handelsbetrieben Arbeit gefunden hatten. Zu ihnen zählten auch die Angestellten und Facharbeiter der Industrie.
Die Zusammenkünfte fanden fast ausschließlich im Gasthaus Nothum statt, das sich zu einem typischen Gesellenlokal entwickelt hatte. Man traf sich beim Billiard und Kartenspiel, Kegelscheiben und nicht zuletzt zum sonntägigen Tanz. Das Verhältnis untereinander, ob Einheimischer oder Fremder war immer vorbildlich und es gab nie Streitigkeiten oder gar eine Zurücksetzung von Nicht-Billedern.
Die besondere Veranstaltung der Gesellenvereinigung war der jährlich im großen Saal des Gemeindegasthauses zur Faschingszeit abgehaltene Gesellenball. Für diesen Ball wurde der große Saal immer sehr geschmackvoll und schön dekoriert.
Als Musikkapelle wurde jeweils die alte Billeder Blaskapelle unter Kapellmeister Mathias Braun verpflichtet. Die Veranstaltung war stets eine geschlossene und es wurden nur Gäste mit einer Einladung eingelassen. Schon um die Weihnachtszeit bildete sich im Gasthaus Nothum ein Ballkomitee aus folgenden Mitgliedern: 1. Präses‚ 2. Präses, Schriftführer, Kassier und Musikarrangeur.
Die beiden Ehrenmeister, es waren immer einer vom Gewerbe und einer vom Handel, und ihre Gattinnen wurden durch Schärpen über die Schultem dekoriert und mit einem Marsch von den beiden Präsidenten in den Saal an die Ehrentische geleitet.
Nach der Eröffnungsansprache folgte der Eröffnungstanz und nach einigen Ehrenrunden gab es den allgemeinen Tanz. Um Mittemacht wurde stets eine Tombola veranstaltet. Dazu hatte jeder Geselle einen selbstgefertigten Gegenstand aus seinem Fachgebiet zur Verfügung gestellt.
Aber auch vom Handel wurden viele Spenden erbracht. Da es keine Vereinskasse gab wurde bei einem Überschuß gewöhnlich ein Nachball für die Veranstalter und ihre Mädchen und persönlichen Freunde im Gasthaus Nothum durchgeführt.
Die Gesellen-Verbindung hatte es sich zur Aufgabe gemacht, im Falle des Ablebens eines Kollegen einen Kranz zu spenden und ihn mit Musikbegleitung beerdigen zu lassen. Dabei war es selbstverständlich, daß alle Gesellen und Handelsangestellten geschlossen am Begräbnis teilnahmen.