Bega-Trophäe ging 1974 an die Ostsee
Es nahmen Mannschaften aus der DDR, Polen, Jugoslawien und Rumänien teil, die damals zur Elite ihres Landes gehörten, so dass es fast eine Mini-Europameisterschaft für Klubvertretungen war, bei der nach dem WM-Modus gespielt wurde.
HVN Hannover und Montello Rom hatten kurzfristig abgesagt.
Der erste Bega-Pokal war an die polnischen Spielerinnen gegangen, zweimal gewann ihn die Sportschule Nr. 2 Bukarest und zum IV. Wettkampf hatten sich auch die Rostockerinnen angemeldet aus der Handballhochburg an der Ostsee.
Die Presse berichtete damals, dass auch Billed sich für die Spiele der Gruppe A ganz besonders ins Zeug gelegt hat.
Der Handballplatz wurde umzäunt und eingeebnet und erhielt einen feinen Schlacke-Belag (asphaltiert wurde er erst später!), es wurden 120 Tribünenplätze geschaffen und der Baderaum überholt.
Alles durch freiwilligen Arbeitseinsatz der Handwerker und Sportliebhaber wie Hans Ortinau, Hans Eichert, Hans Pierre, Hans Herbst, Franz Klein, Nistor Hui u.a.
So schreibt Brigit Polkehn: „In meiner Freizeit spielte ich Handball. Mit 5 Mal Training die Woche und am Wochenende Punktspiele war das allerdings schon mehr als eine Freizeitbeschäftigung.
Da ich in der DDR groß geworden bin und es dort eine eingeschränkte Reisemöglichkeit gab, war der Sport oftmals die einzige Möglichkeit, Land und Leute kennen zu lernen.
So war die Ankündigung, dass für Juni eine dreiwöchige Tour in die Tschechei und nach Rumänien auf dem Programm stand, auf die selbstverständlich nur die Besten mitgenommen wurden, Ansporn für alle Mitspielerinnen, sich noch mehr anzustrengen.
Am Ende hatte auch ich Glück, diese Reise miterleben zu dürfen...
In Prag blieben wir einige Zeit, um zu trainieren und an einem Turnier teilzunehmen.
Über Budapest, die Stadt, die wir uns einen ganzen Tag anschauen und uns von ihr faszinieren lassen konnten, zumal sie so ganz anders aussah als unser kleines Rostock, fuhren wir nach Rumänien und gelangten über Arad nach Billed.
Noch während der Busfahrt erklärte man uns, dass wir dort 2-3 Nächte privat untergebracht würden, was für uns alle neu war, denn bisher hatten wir immer zusammen in Schulen oder Hotels übernachtet.“
Man wollte uns den Aufenthalt so schön wie möglich machen.“
Brigit Polkehn ergänzt: „Das Einzige, was man uns vorher sagte, war, dass wir bei Deutsch sprechenden Familien untergebracht werden. Als wir dann ankamen und sahen, dass das ganze Dorf zu unserem Empfang bereit stand, waren wir schon sehr beeindruckt...
Von Familie Jost wurde ich herzlich aufgenommen und in die gute Stube geführt.
Helgas Vater begleitete mich dann voller Stolz durch seinen Garten und wollte mich auch zum Essen einer Peperoni überreden, was ich dankend ablehnte, da ich um ihre Schärfe wusste...
Nach dem Essen trafen wir uns dann alle wieder auf dem Schulhof zu einer Kutschfahrt in die nähere Umgebung.
Dabei hatte ich das große Glück, direkt neben dem Kutscher sitzen zu dürfen, auch mal die Zügel zu halten.
Leider ist das Foto davon nicht so schön geworden...
"Am Abend hat man dann in einem großen Saal für uns ein großes Fest organisiert, wo wir alle zum ersten Mal in unserem Leben Polka tanzten.
Wir haben viel gelacht und erzählt und fielen spät am Abend todmüde in die Betten.“
Nach Training und Qualifikationsspielen hieß es Abschied nehmen, wobei Adressen ausgetauscht wurden und man sich versprach, in Verbindung zu bleiben.
„Was mir noch in Erinnerung geblieben ist, ist, dass einige Gastgeber aus Billed mit nach Timisoara gekommen sind, um uns dort beim Turnier zu unterstützen.
Sie wollten uns gewinnen sehen. Eine dieser Personen ist die junge Frau auf dem Foto links oben im roten Hosenanzug. Vielleicht erkennt sie sich wieder.“
„Durch unsere gute Einstellung und unseren Kampfgeist gewannen wir auch das Endspiel, worüber unsere Freude riesengroß war, denn unser erster Auslandsstart war ein Erfolg für uns geworden“, schließt Gabi Hennel ihre Erinnerungen an das Sportereignis von vor 30 Jahren, mit dem Zusatz: „Wir hofften, den Pokal auch 1975 zu gewinnen“, was bei ihren rapiden Kombinationen, Flügelwürfen, „Bomben“ aus der zweiten Reihe nur berechtigt erscheint.
Die Mannschaft „brillierte“ durch ausgezeichnete Vorbereitung in der Ballbehandlung, taktische Einstellung, Kondition, Kampfgeist, Sicherheit und Anpassungsfähigkeit.