Allerheiligen 2018 in Billed und Karlsruhe
Allerheiligen um 4 Uhr auf dem Neugässer Friedhof -
um 4 Uhr am Nachmittag auf dem Karlsruher Hauptfriedhof - von Elisabeth Martini
Diesmal war es uns ein Anliegen, an Allerheiligen einmal sowohl den heimatlichen Friedhof in Billed als auch den Friedhof in Karlsruhe zu besuchen, auf dem immer mehr Billeder und deren Nachkommen ewige Ruhe finden. Es war möglich, weil Fahrer (Hans Rothgerber), Auto, Verkehrs- und Wetterlage günstig waren und die 1230 km so ohne besondere Vorkommnisse geschafft wurden.
Obwohl wir beide noch nie zuvor um 4 Uhr am 1.November auf dem Friedhof waren, war es für uns weder unheimlich noch gruselig. Es brennen Lichter und hier und da brannten auch schon Kerzen, sodass es eher anheimelnd aussah und nicht gespenstisch-furchterregend. Und eben diese Atmosphäre der Stille und ewigen Geborgenheit wollte Hans Rothgerber mit seiner Drohne einfangen und vermitteln. Jetzt liegt es an jedem von uns, dies nachzuempfinden.
Beide Billeder Friedhöfe sehen zur Zeit äußerst gepflegt aus, weil immer mehr Sorgfalt sowohl für die Grabsteine als auch für den Blumenschmuck aufgebracht wird und weil der ordnende Geist und die tatkräftige Hand von Adi Csonti darüber wacht.
Allerheiligen auf den Hauptfriedhöfen der Billeder - von Hans Rothgerber
Eine Folge von Aussiedlung und Schicksal der Billeder sowie Banater Deutschen ist, dass die Gräber ihrer verstorbenen Angehörigen tausend und mehr Kilometer voneinander entfernt liegen. Daher findet stellvertretend eine Totengedenkfeier am Denkmal der Billeder auf dem Karlsruher Hauptfriedhof statt.
Mittlerweile ist es aber auch möglich am 1. November die beiden Friedhöfe mit den meisten Gräber unserer Landsleute, den Neugässer Friedhof in Billed und den Hauptfriedhof in Karlsruhe, am selben Tag zu besuchen - zumal an diesem gesetzlichen Feiertag die entspannte Verkehrslage zum Reisen einlädt.
Vor unserer Abfahrt entstanden mit der Fotodrohne um 4 Uhr morgens Aufnahmen vom nächtlich durchgehend beleuchteten Neugässer Friedhof und dem Dorf; Am Abend wird dort ein starker Wind das Kerzenzünden verhindern.
Um 16 Uhr, nach 11 stündiger Fahrt und nachdem Mitreisender Sepp zuhause abgesetzt wurde, trafen wir die ersten Landsleute auf dem Karlsruher Hauptfriedhof. Die Gedenkfeier war schon vorbei, aber Cornel Gruber und Ottmar Liep haben die Veranstaltungen in Bild und Ton vorbildlich für uns alle festgehalten - vielen Dank.
Gedenkansprache von Anneliese Lang am Denkmal der Billeder
Liebe Anwesende, liebe Landsleute, liebe Freunde,
herzlich möchte ich alle begrüßen, die heute an Allerheiligen hier am Billeder Gedenkstein beisammen sind, um unserer Verstorbenen zu gedenken.
An einem Tag wie diesem sind unsere Gedanken ebenso bei den Kriegsgefallenen, Russlandverstorbenen sowie bei den auf der Flucht oder im Baragan Verstorbenen. Ich selbst bin in der Baragansteppe geboren und habe vor einigen Jahren mit meinem Mann und Freunden die Stelle besucht, an der einst das Dorf war.
Es war ein heißer Juni-Tag, genau so wie ich es vom Erzählen kenne, ich schließe meine Augen und kann sehr gut fühlen, wie es den Menschen unter dem endlos blauen Himmel ergangen ist.
Es war ein unbeschreibliches Gefühl an der Stelle zu stehen, an der die Menschen eine Zeit lang gelebt und einige ihre letzte Ruhe gefunden haben, an deren Gräber heute keine Kerzen brennen werden.
Bis zur Ausreise mit meiner Familie aus Kleinbetschkerek erlebte ich Allerheiligen jedes Jahr mit einem mit Kerzen und Blumen geschmückten Friedhof. Als Kinder freuten wir uns immer besonders, bei Abenddämmerung die unglaublich vielen Kerzen auf den Gräbern brennen zu sehen.
Der Wunsch war groß, den Friedhof so einmal wieder zu sehen. Als wir vor paar Jahren am 1. November auf dem Kleinbetschkereker Friedhof waren, trafen wir auf ein Meer von Betonplatten. Keine Blumen, keine Kerzen, nur Leere und Stille und der Altweibersommer, der sich bemerkbar machte.
Gemeinsamm wollen wir heute gedenken, als Zeichen unserer Verbundenheit Kerzen anzünden und Blumen niederlegen.
Wir sind beieinander und stehen zusammen, mit unseren Toten in unseren Herzen. Denn verstorben ist nur der, an den nicht mehr erinnert wird.
Mein Dank geht an Werner Gilde, den ersten Vorsitzenden des Kreisverbandes Karlsruhe der Landsmanschaft der Banater Schwaben, dass ich im Namen der HOG Kleinbetschkerek heute hier am Hauptfriedhof mit euch allen gedenken darf. Wir sollen nicht trauern, dass wir die Toten verloren haben, sondern dankbar sein, dass wir sie gehabt haben und jetzt noch besitzen: Denn wer heimkehrt zum Herrn, bleibt in der Gemeinschaft der Gottesfamilie und ist nur voraus gegangen.
ein frühes oder spätes Ziel.
Drum falt' im tiefsten Schmerz die Hände
und sprich in Demut: Wie Gott will!
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