Wegkreuze in Billed
Geschichtlicher Hintergrund
Obwohl von den 674 Billeder Ansiedlerfamilien nur ganze 7% aus Bayern, Österreich, Böhmen, Mähren und Tirol kamen, hat sich im religiösen Brauchtum das bayerisch-österreichische voll durchgesetzt. Zu diesem Brauchtum gehört die Errichtung von Wegkreuzen an den Ausfallstraßen am Dorfrand. Diese Wegkreuze waren in das religiöse Leben der Kirchengemeinde und der Familien einbezogen.
Zu den Wegkreuzen zog die Kirchengemeinde mit Prozessionen an den Bitttagen im Mai, zur Segnung der Felder und der Kulturen. An den Wegkreuzen empfing und verabschiedete man Besucher.
Herausragend war dabei das Wegkreuz nach Kleinbetschkerek, dem Hauptzufahrtsweg nach Billed, auf dem späteren Kalvarienberg.
Die Wegkreuze am Dorfrand stellten auch eine Grenzmarkierung zwischen dem Dorf und den Fluren dar. Gläubige Menschen beteten an den Kreuzen in der Früh, wenn sie zur Feldarbeit fuhren oder gingen, und abends, wenn sie von der Arbeit kamen. Und auch die, die es eilig hatten, schlugen beim Vorbeifahren ein Kreuzzeichen und murmelten ein „Gelobt sei Jesus Christus“.
Im Frühling, Sommer und Herbst waren die Wegkreuze mit Blumen geschmückt, gepflegt waren sie immer.
Wegkreuz in Billed
Aus dem Visitationsbericht von Bischof Lonovics aus dem Jahre 1837 erfahren wir, wann die Billeder Wegkreuze errichtet und von wem sie gestiftet wurden. Das Wegkreuz an der Landstraße gegen Alexanderhausen wurde 1796 errichtet und von der Familie Heinrich und Angela Rademacher gestiftet. Das Kreuz an der Ausfahrt nach Kleinjetscha wurde 1800 von Johannes und Maria Hassenteufel errichtet, das an der Großjetschaer Straße wurde auch 1800 von der Familie Kaspar und Margaretha Schäffer gestiftet und das Kneeser Kreuz wurde ebenfalls im Jahre 1800 von der Familie Peter und Maria Allepacher gestiftet.
Die Stifterfamilien hatten auch die Pflege der Wegkreuze übernommen, die dann auf die Nachfahren übertragen wurde. Beim Aussterben oder beim Wegzug der Stifterfamilien überging die Instandhaltung der Wegkreuze an andere Familien, deren Feld an das Kreuz angrenzte oder in der Nähe war. So hatte zum Beispiel die Familie Fischer die Pflege des Großjetschaer Kreuz übernommen.
Wann und wer das erste Kreuz auf dem Kalvarienberg errichtet hat, wissen wir leider nicht, da sich zur Berichtszeit, im Jahre 1837, schon die erste Anlage der Kreuzwegstationen auf dem Hügel befand. Wesentlich mehr wissen wir über das Kreuz in der Dorfmitte, vor dem Anwesen Tuttenuit (424). Aus der Überlieferung der Familie ist bekannt, dass dieses Kreuz 1835 von Ignatius Weber gestiftet wurde. Der Stiftungsgrund ist nicht mehr bekannt. Das Kreuz wurde seither über 6 Generationen von der Familie Weber gepflegt. Dieses Kreuz war immer in den Zug der Fronleichnamsprozession eingeschlossen. Davor errichtete die Familie eine kleine blumengeschmückte Kapelle, die eine Station der Prozession bildete.
Wiederherstellung der Wegkreuze
Schon Ende der dreißiger Jahre sollte das Kreuz abgerissen werden. Als topographischer Punkt musste es jedoch stehen bleiben. Ein weiterer Versuch, das Kreuz zu entfernen, wurde während der kommunistischen Zeit unternommen. Man hat Nikolaus Weber (426) empfohlen, das Kreuz abzutragen und in seinem Hof aufzurichten. Dieser weigerte sich jedoch mit Erfolg, so hat das Kreuz auch den Kommunismus überdauert. Nach dem Sturz der Diktatur haben die jetzigen Besitzer des Hauses 424 erneut versucht, den Abriss des Kreuzes zu erwirken. Auch sie sind gescheitert. Die Gemeinde hat die Pflege des Kreuzes übernommen und erhält es in gutem Zustand.
Noch während der Kriegshandlungen wurden die Billeder Wegkreuze beschädigt. In den folgenden Jahren der kommunistischen Diktatur waren sie dem Verfall preisgegeben. Die Kreuze aus Eisen waren von den gemauerten Pfeilern herunter gerissen, das Kreuz an der Kleinjetschaer Straße war vollkommen abgerissen, an der Großjetschaer Straße stand nur noch ein Stummel.
Nach dem Sturz der Kommunisten hat sich der neuformierte Gemeinderat unter Bürgermeister Tiberius Neu für die Renovierung der Billeder Wegkreuze eingesetzt und Billeder Unternehmen damit beauftragt.
Den Neuaufbau des Kleinjetschaer Kreuzes auf der linken Straßenseite hat die Getreideaufnahmestelle (Baza) übernommen. Das Kreuz an der Großjetschaer Straße wurde an der alten Stelle von der Hanffabrik, unter der Leitung von Hans Mann, neu aufgebaut.
Das Kreuz an der Straße nach Alexanderhausen wurde von der Berufsschule auf deren Gelände, etwa 20 m von der Stelle des alten Kreuzes entfernt, neu aufgebaut. Auch das Kneeser Kreuz wurde damals restauriert, dessen Pflege hat die Familie Csonti übernommen. Peter Schwarz (435) hat sich um die Organisation und den Ablauf dieser im Sommer 1990 erfolgten Renovierungsarbeiten bemüht und auch Steine dafür bereitgestellt. Von verwahrlosten Gräbern der beiden Friedhöfe wurden vier Eisenkreuze genommen, restauriert und auf die Steinpfeiler gesetzt, so dass Ende 1990 wieder alle Billeder Wegkreuze in gutem Zustand waren. Seither werden sie vom Deutschen Forum gepflegt und erhalten.
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